Reisebericht 2014

Restaurierte Figuren wurden am letzten Tag der Reise in Wölfelsdorf geweiht

Am letzten Tag der Reise in die Grafschaft Glatz wurden in Wölfelsdorf die restaurierten Figuren der Jungfrau Maria und des Heiligen Johannes in einem feierlichen Gottesdienst geweiht. Der Dank ging an die Freunde und Wohltäter aus Deutschland.

Nach dem gemeinsamen Sonntagsgottesdienst in der Wölfelsdorfer St. Georgkirche wurden die Figuren geweiht.

Voller Erwartungen machte sich am 21. Juli eine bunt gemischte Reisegruppe von Erndtebrück im Kreis Siegen-Wittgenstein auf den Weg in die Grafschaft Glatz. Auf die Teilnehmer wartete nicht nur ihre alte Heimat („Mier fohrn wieder Hääm.“) bzw. die Heimat ihrer Eltern und Großeltern, sondern auch ein attraktives Programm mit vielen Sehenswürdigkeiten. Dafür, dass die Reiseteilnehmer möglichst viel von den Schönheiten der Grafschaft zu sehen bekamen, sorgte der aus Wölfelsdorf stammende Organisator Paul Rupprecht. Und so kam es bereits am ersten Tag zu einem Höhepunkt der Reise, denn man nutzte die Gelegenheit, zusammen mit Großdechant Prälat Franz Jung und seiner Reisegruppe in der Wallfahrtskirche Maria Schnee eine heilige Messe zu feiern. Da das Kirchlein auf dem Spitzigen Berg bei den meisten Reiseteilnehmer ganz besondere Erinnerungen weckt, dürfte diese Begegnung unvergessen bleiben. Im weiteren Tagesverlauf stand die Besichtigung einer einst sehr bedeutenden Glasbläserei in Seitenberg sowie der Besuch des Marienbades in Bad Landeck auf dem Programm.

Neben Ausflügen zum ehemaligen Schloss Waldheim bei Rückers, der Basilika in Albendorf, der ehemaligen Kreisstadt Neurode und der Kreisstadt Glatz standen auch Fahrten in das angrenzende tschechische Grenzgebiet an. So bestiegen die Reiseteilnehmer beispielsweise den Altvater, machten einen Spaziergang an der wildromatischen Erlitz am sog. Adlerdurchbruch und bewunderten die Wallfahrtskirche Bärnwald. Bevor es über das Skigebiet bei Grunwald zurück zur Unterkunft nach Bad Altheide ging, konnten die Heimatfreunde die schöne Aussicht auf die Grafschaft genießen, die sich ihnen an der Masaryk-Baude bot.

Nach fünf ereignisreichen und wunderschönen Tagen in der schlesischen Heimat, fieberten die „Wölfelsdorfer Teilnehmer“ nun dem letzten Tag ihrer Reise entgegen. Am Sonntagmorgen, dem 28. Juli, hielt Busfahrer Frank bereits im Unterdorf an, damit die ersten Reisegäste aussteigen konnten. Sie nutzten die verbleibende Zeit bis zum Gottesdienst, um ihren alten Kirchweg zur St. Georgkirche zu gehen und dabei altvertraute Erinnerungen wach zu rufen. Ein Gang durch das lange Straßendorf an der Wölfel ist für viele Reiseteilnehmer bereits Tradition. Der festliche Sonntagsgottesdienst wurde zweisprachig gestaltet und von Orgelmusik begleitet, wozu eigens ein Organist aus Glatz angereist war. Am Ende der heiligen Messe weihte der Kaplan zwei restaurierte Steinfiguren, die aus der Zeit vor der Vertreibung stammen. Die Figuren gehören zu einer Kreuzigungsgruppe und erinnern im Wölfelsdorfer Lapidarium heute an die ehemals deutsche Bevölkerung. Sie stellen die Heilige Jungfrau Maria und den Heiligen Johannes dar.

Als beide Figuren im vergangenen Jahr erhebliche Witterungsschäden aufwiesen, war man sich im Wölfelsdorfer Heimatverein schnell einig, dass sie den kommenden Winter nicht überstehen würden und dass dringender Handlungsbedarf bestünde. Gesagt, getan! Der Heimatverein wollte die Restaurierung finanzieren und Heinz-Peter Keuten, Wölfelsdorfer Lehrer vor Ort, die schadensfreie Überwinterung sicherstellen und nach geeigneten Restauratoren Ausschau halten. Am Sonntag standen die Figuren dann vor dem Altar und alle Gottesdienstbesucher konnten sich von der erfolgreichen Restaurierung überzeugen. In der Weihezeremonie des Kaplans hieß es unter anderem: „Himmlischer Vater, stärke den Glauben unserer Freunde und Wohltäter aus Deutschland, mit deren Hilfe diese Figuren renoviert wurden, auf dass sich Deine Verheißungen in ihrem Leben erfüllen mögen.“

Das Foto zeigt das Lapidarium an der Wölfelsdorfer St. Georgkirche. Die restaurierten Figuren werden ihren Platz wieder links und rechts des Kreuzes finden und hoffentlich noch viele Jahrzehnte überdauern.

Die Freundschaft mit dem Rentnerverein aus Wilkanow wurde anschließend im Gemeindesaal bei einem gemeinsamen Essen und verschiedenen Gesangsdarbietungen gelebt und ausgebaut; ja, zwei junge Polinnen trugen sogar deutsche Gedichte vor, eines davon in Dialekt! Am späten Nachmittag ging man mit dem guten Gefühl auseinander, in der alten Heimat Wölfelsdorf wieder willkommen zu sein und die Figuren im Lapidarium für die nächsten Jahrzehnte der Nachwelt bewahrt zu haben. Es bleibt zu hoffen, dass auch in den kommenden Jahren viele Menschen mit Grafschafter Wurzeln den Weg in den Glatzer Kessel finden, um die in den zahlreichen Lapidarien verewigten Erinnerungen mit neuem Leben zu füllen.

Die neue deutsch-polnische Freundschaft wurde im Gemeindesaal gefestigt und ausgebaut.