Ein Eisenkreuz vom Friedhof in Wölfelsdorf Text und Fotos: Herbert Rupprecht

Mein Vater wurde durch die Kriegswirren aus Schlesien und meine Mutter aus dem Sudetenland (Lichtenau) vertrieben. Sie lernten sich erst nach dem Krieg kennen und heirateten in Königslutter (Niedersachsen). Als dann Besuche der alten Heimat möglich wurden war es auch für unsere Familie öfter Anlass, die Orte, über die viel erzählt wurde, zu besuchen. Auch Vater und Mutter konnten so ihre alte Heimat noch einmal erleben und uns als jüngerer Generation viel erklären und zeigen.

Bei einem dieser Besuche fand ich neben dem Friedhof im Geburtsort meines Vaters, Wölfelsdorf, in einem alten Abfallschuppen ein gusseisernes Kruzifix, ca. 1 m lang. Es war Schrott, ein mit Gewalt abgebrochener Grabgedenkstein mit Kreuz und total unansehnlich. Die Grabinschrift war nicht mehr lesbar. Das Kreuz faszinierte mich aber und ich nahm es als Erinnerung mit.

Zuhause angekommen fand ich zunächst keine Verwendung, es stand in einer Ecke. Im Jahre 2003 kam ich auf eine Idee. Dieses Jahr war das Jahr unserer Silberhochzeit. Ich reinigte und renovierte das Kruzifix und fügte es in einen Gebetstock, ein Marterl aus Holz, welches ich baute. Seitdem steht dieses Marterl gut sichtbar in einer Ecke des Gartens und eine Bank steht davor. Für mich ist ein kleines Heiligtum. Es erinnert an die Vertreibung meiner Eltern und die Schrecken des Krieges, die Silberhochzeit mit meiner Frau und an meine Mutter, die oft auf dieser Bank davor saß und den Rosenkranz gebetet hat. Zudem ist das Marterl ein Schmuckstück auf dem Grundstück und begleitet uns hoffentlich noch bis zur goldenen Hochzeit.

So kommt Generation nach Generation, jetzt spielen unsere Enkel vor dem Marterl