Wittgensteiner Reisegruppe besucht Wölfelsdorf

50-köpfige Reisegruppe kehrt mit vielen Eindrücken von einer einwöchigen Busreise durch Niederschlesien und das Glatzer Land zurück nach Erndtebrück

Erndtebrück / Polanica Zdroj (früher Bad Altheide). Alle Jahre wieder reisen Heimatvertriebene aus Wölfelsdorf mit ihren wittgensteiner Freunden und weiteren Interessierten in ihre ehemalige Heimat nach Schlesien. Die Reise stand in diesem Jahr unter dem Motto „Begegnungen“.

50 Reisegäste nehmen Abschied von Bad Altheide und der Grafschaft Glatz

Am Sonntag begegneten sich jetzige und damalige Bewohner in Wölfelsdorf (heute Wilkanow) beim gemeinsamen Sonntagsgottesdienst und beim anschließenden herzlichen Empfang im Gemeindehaus. Den Begrüßungsworten „Lasst Freunde uns an diesem Tag, vergessen was uns trennt“ folgten bald Taten; und so erklangen nach dem Mittagessen fröhliche Lieder in deutscher und polnischer Sprache durch das Tal der Wölfel und wurden hinauf getragen zur kleinen Wallfahrtskirche Maria Schnee, die nachmittags besucht wurde.

Schön war’s im Wilkanower Gemeindesaal: Wir hatten viel Spaß zusammen mit dem Rentnerverein und dem DFK-Chor aus Glatz

Zu Begegnungen mit und in den Städten Glatz und Habelschwerdt kam es am Montag. In Glatz erfuhr man zunächst einiges über die Stadtgeschichte und die Aufgaben des Deutschen Freundschaftskreises (DFK). Der Nachmittag gehörte der mittelalterlichen, 700-jährigen Stadt Habelschwerdt. In der Aula des dortigen Gymnasiums wurde an den rekonstruierten Stadtwappen der ehemals deutschen Städten und der Aufarbeitung der deutschen Schul- und Stadtgeschichte die gelebte deutsch-polnische Annäherung sichtbar. Zudem unterrichtet dort wieder ein deutscher Lehrer, dessen Eltern nach dem 2. Weltkrieg Schlesien verlassen mussten.

In der Aula des Habelschwerdter Gymnasiums lauscht die Reisegruppe den spannenden Informationen von Heinz-Peter Keuten

Die oberschlesische Stadt Neiße war das Ziel am darauf folgenden Tag. Hier begegnete die Reisegruppe nicht nur den städtebaulichen Sehenswürdigkeiten, sondern auch dem Dichter Joseph von Eichendorff. An seiner Grabstätte zitierte eine Teilnehmerin seine berühmten Zeilen „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus“ und ließ somit für einen Augenblick die Zeit der Romantik erwachen.

In Neiße besucht die Reisegruppe das Grab des großen Romantikers Joseph Freiherr von Eichendorff

Erwacht ist auch das Leben auf dem alten Gottwaldhof in Winkeldorf, der am Nachmittag besucht wurde. In dem traditionellen schlesischen Vierseitenhof kam es bei Kaffee und frischem Streuselkuchen zu einer Begegnung mit der deutschstämmigen Besitzerfamilie Fuglinska und der „guten alten Zeit“.


Nach einem Ruhetag, der zu Spaziergängen durch den Bad Altheider Kurpark genutzt wurde, fuhr die Reisegruppe in die 100 km entfernte Stadt Breslau. Selbstverständlich wurde die Jahrhunderthalle, der Dom und die Innenstadt mit ihren Kirchen, Rathaus und Ring besichtigt. Auf dem Weg durch die Stadt begegnete man immer wieder den „Breslauer Zwergen“, die als Projekt der Kunsthochschule mittlerweile zur schlesischen Hauptstadt gehören wie Frédéric Chopin zum Kurort Bad Reinerz im Glatzer Land. Zum Gedenken an den polnischen Komponisten fand im Kurpark das 74. Internationale Chopin-Klavierfestival statt und ermöglichte den Reiseteilnehmern am Freitag und während der gesamten Woche eine Begegnung mit feinster klassischer Musik. Zuvor besuchte man das Grabmal von Gerhard Hirschfelder in Tscherbeney und den Kurpark von Bad Kudowa.

Leider verging die Zeit viel zu schnell, so dass weitere Begegnungen mit und in der Grafschaft Glatz auf kommende Jahre warten müssen.