wären wir jetzt in der Grafschaft Glatz. Doch wegen Corona sind wir alle zu Hause.
Heinz-Peter Keuten schickte vor kurzem die Bilder von unserer Friedenslinde. So können wir wenigstens sehen, dass sie seit dem letzten Jahr gut gewachsen ist.
Ein „Danke schön“ an die Wilkanower, die es während der trockenen Zeit gut gewässert haben.
Mein Vater wurde durch die Kriegswirren aus Schlesien und meine Mutter aus dem Sudetenland (Lichtenau) vertrieben. Sie lernten sich erst nach dem Krieg kennen und heirateten in Königslutter (Niedersachsen). Als dann Besuche der alten Heimat möglich wurden war es auch für unsere Familie öfter Anlass, die Orte, über die viel erzählt wurde, zu besuchen. Auch Vater und Mutter konnten so ihre alte Heimat noch einmal erleben und uns als jüngerer Generation viel erklären und zeigen.
Bei einem dieser Besuche fand ich neben dem Friedhof im Geburtsort meines Vaters, Wölfelsdorf, in einem alten Abfallschuppen ein gusseisernes Kruzifix, ca. 1 m lang. Es war Schrott, ein mit Gewalt abgebrochener Grabgedenkstein mit Kreuz und total unansehnlich. Die Grabinschrift war nicht mehr lesbar. Das Kreuz faszinierte mich aber und ich nahm es als Erinnerung mit.
Zuhause angekommen fand ich zunächst keine Verwendung, es stand in einer Ecke. Im Jahre 2003 kam ich auf eine Idee. Dieses Jahr war das Jahr unserer Silberhochzeit. Ich reinigte und renovierte das Kruzifix und fügte es in einen Gebetstock, ein Marterl aus Holz, welches ich baute. Seitdem steht dieses Marterl gut sichtbar in einer Ecke des Gartens und eine Bank steht davor. Für mich ist ein kleines Heiligtum. Es erinnert an die Vertreibung meiner Eltern und die Schrecken des Krieges, die Silberhochzeit mit meiner Frau und an meine Mutter, die oft auf dieser Bank davor saß und den Rosenkranz gebetet hat. Zudem ist das Marterl ein Schmuckstück auf dem Grundstück und begleitet uns hoffentlich noch bis zur goldenen Hochzeit.
So kommt Generation nach Generation, jetzt spielen unsere Enkel vor dem Marterl
Ich kann Euch die erfreuliche Nachricht mitteilen, dass einige Tage vor Weihnachten der Hauptaltar der St.-Georgskirche nach mehrmonatiger Renovierung in einer Fachwerkstatt in Breslau nach Wölfelsdorf zurückgekehrt ist. Er erstrahlt nun wieder in vollem Glanz, ein Schmuckstück in unserer schönen Dorfkirche. Anbei einige Fotos, am Sonntag vor Weihnachten aufgenommen.
Die Renovierung fand unter Aufsicht des zuständigen Denkmalschutzamtes statt, d.h. es wurde strengstens darauf geachtet, dass alles im historischen Zustand belassen und nur mit professionellen Mitteln gearbeitet wurde.
Im Weihnachtsbrief des Pfarrers Marian Prochera lag für alle Gemeindeangehörigen ein Spendenaufruf zur Unterstützung bei der Aufbringung der Renovierungskosten bei. Die Renovierung wurde zwar mit EU-Geldern unterstützt, aber 30% der Kosten von fast 100.000 złoty muss die Gemeinde selbst aufbringen. Der Pfarrer kündigte gleichzeitig in der Kirche an, dass er vor hat, in den kommenden Jahren auch noch das große Georgsbild, die beiden Großfiguren links und rechts des Hauptaltars sowie die beiden Seitenaltäre renovieren zu lassen.
Für das nächste Jahr bleibt auch zu hoffen, dass wir von Seiten der deutschen Wölfelsdorfer und ihrer Freunde das Projekt der Renovierung und Überdachung der Kirchenmauer, die Teil des deutschen Lapidariums hinter der Kirche ist, weiter voranbringen, was sich im Jahre 2019 aufgrund des Mangels an Arbeitskräften verzögert hat.
Mit diesen freudigen Nachrichten aus Wölfelsdorf wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2020 – vielleicht auf ein Wiedersehen in Wölfelsdorf!
Heinz-Peter Keuten, Wölfelsdorf
Seit einigen Tagen befindet sich der restaurierte Hochaltar wieder in der Wölfelsdorfer Kirche
Die Wölfelsdorfer Heimatgemeinschaft dankt Pfarrer Prochera in Wilkanow ganz herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz zum Erhalt der Kirche. Die Kunstwerke des Michael Klar d. Älteren von ca. 1730 werden somit erhalten und erfreuen weiterhin viele Besucher.
Als mich mein Vater vor circa einem Jahr einmal beiläufig fragte, ob ich eventuell Lust hätte, ihn auf seiner 2. Reise mit einer Reisegruppe aus Erndtebrück in die Grafschaft Glatz im Sommer 2019 zu begleiten, da sagte ich ganz spontan zu, ohne eigentlich zu wissen, auf was ich mich denn da konkret einlassen würde.
Allein der Gedanke, mich auf die Spuren meiner Vorfahren zu begeben, die Gegend zu entdecken, wo mein verstorbener Großvater ursprünglich herkam und von welchem ich immer wieder mal die eine oder andere Geschichte aus der «schlesischen Heimat» hören durfte, fand ich spannend und interessant.
Und genau da kam mir die Frage, was heißt Heimat eigentlich? Das Wort «Heimat» klingt für viele jüngere Menschen eher altmodisch, ja vielleicht sogar unpassend in einer vernetzten und fast schon grenzenlos gewordenen Welt. Was macht sie aus, diese Heimat? Ich selber bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen und erlebe die Dreiländereck-Region um Basel als meine Heimat.
50-köpfige Reisegruppe kehrt mit vielen Eindrücken von einer einwöchigen Busreise durch Niederschlesien und das Glatzer Land zurück nach Erndtebrück
Erndtebrück / Polanica Zdroj (früher Bad Altheide). Alle Jahre wieder reisen Heimatvertriebene aus Wölfelsdorf mit ihren wittgensteiner Freunden und weiteren Interessierten in ihre ehemalige Heimat nach Schlesien. Die Reise stand in diesem Jahr unter dem Motto „Begegnungen“.
50 Reisegäste nehmen Abschied von Bad Altheide und der Grafschaft Glatz